Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

194 Eine gelehrte Schildwache.

der junge Mann dem edlen Greis zu Füßen und bede>te ſeine Hände mit Küſſen.

Jcſtadt kehrte niht mehr in das enge Loch des Arreſt= ſofales zurüd, ſondern blieb in dem Offizierzimmer, denn der Kapitän wollte es durchaus nicht leiden, daß ein Mann von fo gelehrter Bildung auh nur eine Stunde länger in einer feiner Stellung unwürdigen Lage bliebe. J>ſtadt blieb mit ſeinen Gedanken und ſeinem nie geträumten Glüd allein.

Newton, der ſich in der That lebhaft für Jeſtadt in= tereſſirte, eilte ſofort zu ſeiner Gönnerin, der Prinzeſſin von Wales, theilte ihr die merkwürdigen Schi>fſale des jungen Gelehrten mit und no<h an demſelben Abend konnte ex Jeſtadt von dem ihm bewilligten ehrenvollen Abſchied aus der Armee nebſt der Zuſicherung einer Penſion zur Fortſeßung ſeiner Studien, die ihm die Prinzeſſin beim Könige erwirkt hatte, Mittheilung machen.

J>ſtadt blieb indeß nach dieſer günſtigen Wendung ſei= nes Geſchicfes nur kurze Zeit in London; eine untwvider= ſtehliche Sehnſucht trieb ihn zurü> na< Deutſchland, wenn er auch dort keine lebenden Verwandten mehr beſaß, die auf ſeine Rü>kehr warteten. Ex kam 1725 na< Marburg, um hier Chriſtian v. Wolf, der eben auf der Höhe ſeines Ruhmes ſtand, über Philofophie zu hören und zugleich unter dem berühmten Waldſchmidt ſtaatswiſſenſchaftliche Studien zu beginnen.

Bei dem zweihundertjährigen Jubelfeſt der Univerſität im Jahre 1727 wurde er zum Ehrendoktor kreirt und habilitirte ſich in Marburg als akademiſcher Lehrer. Mit