Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

228 Schlitten und Schlittſchuhe.

im Winter oft kaum von den Füßen. Eine Schöpfung ganz eigener Art iſt der norwegiſche Schlittſchuhſoldat (Skir= ſöber), deſſen Bewaffnung aus einer leichten Büchſe und einem ſieben Fuß langen eifenbeſ<hlagenen Stoe beſteht.

Natürlich ſpielt außerdem au< der vom Renthier und von Hunden gezogene Schlitten eine große Rolle, wie ſhon früher geſchildert. Sehr charakteriſtiſch für den hohen Werth, den man dem Schlittſchuhlaufen dort ſchon in uralter Zeit zuſchrieb, iſ der Umſtand, daß es in der nordiſchen Mytho= logie einen Gott des Schlittſhuhlaufens gab: dies war Ullx. Zugleich iſ er au< als Gott des Winters der Erfinder der Schlittſchuhe, die er aus den härteſten Röhren= knochen der Renthiere herſtellte. Er iſt in Thierfelle ge= hüllt und trägt Pfeil und Bogen; mit der Gewandtheit des Fiſches in der kryſtallenen Fluth bewegt er ſi< über Cisfelder und Gletſcher dahin.

Es fann feinem Zweifel unterliegen, daß die Schlitt= ſchuhe, ebenſo wie die Schlittenbeſchläge (Schlittenläuſfe) urſprüngli in der That aus Knochen hergeſtellt wurden. Fn ländlichen Bezirken der Provinz Brandenburg, ſo ſpeziell im Jüterbogker Kreiſe, ſowie auh im Salzkammergut, find noch bis in die jüngſte Zeit ſowohl knöcherne Schlitten= läufe, als auh eben folche Schlittſchuhe in Gebrauch geleſen. Ausgrabungen haben vielfach dergleichen Knochen zu Tage gefördert: in Skandinavien, auf der Jnſel Jsland, in Fries= ſand, auf den ſeeländiſchen Fnſeln, in Pommern, in der Mark, in Mähren, ja ſelbſt in den Schweizer Seen (Pfahlz bauten). Auf Jsland waren knöcherne Schlittſchuhe noch vor 60 bis 70 Jahren in Gebrauch, in Holland ſind ſie jedoh