Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

aS Klippen des Glüs.

es nux zu wohl, Bertha liebte ihren jeßigen Verlobten nicht, vielleicht wax ſie wirkli< nur einem Zwange ge= wichen, als ſie ihr Jawort gegeben hatte, er wußte au, daß ſie freudig ihre Verlobung löſen werde, wenn fie er= fuhr, wer wirklich der Hezr v. Ernau ſei. Dem unbe deutenden, niedrig geborenen Kandidaten Gottlieb Pech= mayer {lug ihr Herz entgegen, das hatte ihm man? feuriger Bli> aus dem ſchönen dunklen Auge geſagt, mancher Bli>, der ihm die Ruhe ſeiner Nächte geraubt hatte. Noch war Bertha ihm nicht verloren, dur ein einziges Wort der Zuſtimmung konnte er ſi< ihren Beſiß erringen, ſie wurde ſein Weib, wenn er ja ſagie, ein Ja, ein_ einfaches Ja. :

Eine brennende Luſt, dies Ja zu ſagen, erwachte in ihm.

„Die Erinnerung an Dich foll mix der Leitſtern für mein künftiges Leben ſein!“ Das Wort, welches er vor wenigen Minuten halblaut geſprochen, tönte in ihm wieder, er ſah Lieschen vor fich, ſie ſchaute ihn an mit einem tief traurigen Bli>. Ja, fie trauerte darüber, daß er noh ſ<wanken konnte, wo das Gebot der Pflicht ſo klar war, daß er wieder im Begriffe ſtand, der Loäkung des Augen= blies zu folgen, daß ex nicht vermochte, fich ſelbſt, ſeine eigenen glühenden Wünſche zu beherrſchen.

„Die Erinnerung an Dich ſoll mein Leitſtern ſein!“ Ein Lächeln flog über ſein Geſicht, er ſchwankte nicht mehx.

„Jh bedaure es tief,“ ſagte er ernſt und entſchieden, „wenn ich die Veranlaſſung bin, daß Fräulein v. Maſſen=