Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
Novelle von Adolph Katſch. 171
theilt haben. Jm Uebrigen waren ja meine Kleinode gut bei ihm aufgehoben. Erſt wenn ih Berlin verließ, wollte i< mix dieſelben zurüc erbitten.
Dex alte Her war jeht vollkommen wieder hergeſtellt, hatte auch in jüngſter Zeit verſchiedene längere oder kürzere Rei= fen gemacht und mit dem Juſtizrath H. mehrere Sißungen gehalten, bei denen er durchaus nicht geſtört werden durfte. Das war au< noh am heutigen Tage der Fall getveſen, und na< dem Fortgange des Juſtizraths hatte Excellenz mit großem Jntereſſe verſchiedene, wie es ſchien, Höchſt wichtige Dokumente durchgeſehen, die ex, als i< zu ihm eintrat, mit anderen Papieren ſchleunigſt bede>te.“
„Guten Morgen, Doktorchen!“ rief er mix entgegen, ſtand auf und bot mix freundlich die Hand. Als wir ein halbes Stündchen über gleichgiltige Dinge geplaudert hatten, und ih mi< empfehlen wollte, ſagte er: „Na, das hätt? ih beinahe vergeſſen! — Thun Sie mir do den Gefallen, fich morgen ſo einzurichten, daß Sie um elf Uhr frei von Geſchäften find. Hab? da ein fleines Herrenfrühſtü>, nux ein paar nahe Verwandte, lauter alte Herren, Wird fidel _ hergehen, ſag? ih Jhnen! Hab? auh den Schhrumm ein= geladen, damit Sie junges Blut ſi< niht gar zu verlaſſen unter den alten Knaſtern vorfommen. Wollen Sie?"
„Wird mix eine große Chre ſein, Cxcellenz !“ gab ih zur Antwort, indem ih mi< verbeugte.
„Hoffe, Sie werden ſich untex uns niht allzuſehr lang= weilen, obſchon da manche alte Geſchichte auf's Tapet fommen wird. Schwaben immer gerne von alten Geſchichten, die alten Hähne! Amüſirt Sie vielleicht doh | und wenn nicht,