Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
216 Die Stadt Peter's des Großen.
des vorigen Jahrhunderts kaum mehr als 200,000 Eiiwohner beſaß, jeht über 700,000 Bewohner zählt, und die Stadt daher ein Wachsthum der Bevölkerung aufzuweiſen hat, wie faum eine zweite; aber — und hierin liegt die Kehrſeite des glänzenden Bildes — dieſe ſchnelle Zunahme iſt ein fünſtlihes Produkt, hervorgebracht dur fortwäh= rende Einwanderung. Die deutſ<he Kolonie allein zählt aiviſchen 50,000 und 60,000 Mitglieder.
Peter der Große überſah, oder wollte vielmehr abſiht= lich überſehen, daß feine Gründung bei allen Vortheilen - ihrer Lage eine höhſt ungeſunde Stadt werden mußte. Dex Grund und Boden, auf dem St. Petersburg ſteht, iſt urſprünglih ein Sumpfterrain gefährlichſter Gattung, und noh heute, trobdem es ſi<h in der unmittelbarſten Umgebung der Stadt längſt in Wieſen und Gärten vex= wandelt hat, die Haupturſache der hohen Sterblichkeitsziffer. Der mangelhafte Geſundheitszuſtand wird außerdem noh durch zahlreiche Ueberſ<hwemmungen verſchlimmert, denen einzelne Stadttheile faſt alljährli<h ausgeſeßt find; die höchſten Punkte der Stadt liegen nämlih nur 18 Meter, die niedriger gelegenen kaum 5 Meter über dem Meeres= ſpiegel, und die Herrſchenden Weſtwinde ſtauen nur zu häufig die Newa derart an, daß ſie über ihre Ufer tritt, wodur< bi8weilen Kataſtrophen von geradezu ſ{re>en= erregendem Umfange herbeigeführt werden, wie z. B. jene Pplößlih hereinbrechende Neberſhwemmung des Jahres 1824, bei der 500 Menſchen ihr Leben einbüßten und Millionen an Werthen verloren gingen.
St. Peteréburg iſt thatſächli<h eine Fnfelſtadt, wenn