Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

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Roman von Adolph Strecfuß. tl

Geſtalt fo hoh aufrihtend, wie nux irgend mögli, vor ihre Shwägerin, mit blißenden Augen betrachtete ſie dieſe, und daß ſie bereit wax, mit ihr den Streit aufzunehmen, das exflang aus dem trobigen Tone, mit welchem ſie ſagte:

„Was fällt Dix ein, Bertha? Was hat Eliſe gethan, daß Du fie ſo anfährſt? Daß ſie Deine alberne Bez merfung über unſer Weſtpreußen nicht beantwortet hat? Die fonnte auh an mich gerichtet ſein, und i<h würde Dix ſchon gebührend geantwortet haben, wenn ih niht mit meiner ſ<hle<ten Zeichnung ſo eifrig beſchäftigt ge= weſen wäre.“

Die Kleine wax reizend, als ſie ſo troßig und heraus= fordernd vor Bertha ſtand, ſie hatte Eliſens Hand ergriffen und hielt dieſe ſeſli.

„Das iſt ja allexliebſt !“ entgegnete Bertha, thre fleine Schwägerin mit einem verächtlichen Bli> muſternd und ſich dann wieder zu der Lehrerin wendend. „Deine Erz ziehungsmethode ſcheint vortreffliche Früchte zu tragen, beſte Eliſe! Kaum vierzehn Lage haſt Du ſie angewendet und ſchon haſt Du es dahin gebracht, daß dieſes unartige Kind die Achtung gegen die Frau des Bruders und Bormundes in ſo unziemlicher Weiſe vexleßt. Jh gratulire Dix zu ſolchen Reſultaten, welche mi<h zwingen werden, von Hugo zu fordern, daß er Klara zu einer ſtrengeren Erziehung in irgend ein Inſtitut ſchi>t.“

„Verſuch? es doh!“ erwiederte Klara höhniſh. „So große Macht Du au< über meinen lieben Hugo leider haſt, das wird Dix doch nicht gelingen, Du müßteſt denn das Teſtament meines guten alten Papa umwexſen können.“