Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Roman von Adolph Strec{fuß. 81

hand von Jhrex Stirne nehme, um nachzuſehen, ob ex ſi< auch nict geloœert, niht verſchoben hat.“

Sie that es mit leichter, ſicherer Hand, und erſt als fie ſich überzeugt hatte, daß der Verband vollſtändig in Ordnung ſei, ſeßte ſie ſich neben Egon, und nun begann ſie ein lebhaftes Geſpräch, in welches ſie mit großer Geiwandt= heit au< Wangen hineinzuziehen verſtand, obgleich dieſer wie Egon faum ret zu einer Unterhaltung geneigt ſchien, denn während derſelben flogen auh ſeine Gedanken, tvie die Egon’s, unwillfürlih in die Vergangenheit zurü>. Es drängte ſich ihm gebieteriſh die Vergleichung zwiſchen dem „Sonſt“ und dem „Jeßt“ auf. Hatte nicht damals Bertha vielleicht für den Jnformator ein wärmeres Gefühl gehegt, zeigte ſie ihm heute nicht eine zärtlichere Sorge, als die leichte Wunde exforderte? Es wax ein unbequemes Gefühl erwachendex Eiferſucht, deſſen Wangen ſich ſchämte, welches ihn aber doh immex wieder von Neuen ergriff, wenn er ſah, wie überaus freundlich, ja liebevoll fich Bertha zu dem Gaſt zeigte, er fonnte ſich nicht verhehlen, daß ſie zu demſelben in einem Tone ſprach, den ex felbſt von ihr nur ſelten, nux dann gehört hatte, wenn ſie von ihm irgend einen dringenden Wunſch erfüllt ſehen wollte.

Solche Gedanken waren wohl geeignet, Wangen zu ver=ſtimmen und ihn ſ<hweigſam zu machen, aber Bertha?s Einfluß auf ihn war ſo groß, daß er ſeine Mißſtimmung überwand und halb gegen ſeinen Willen ſich endlich lebhafter an der Unterhaltung betheiligte. Bertha zwang ihn, Egon, der ja jeht ihr lieber Nachbar ſein werde, Auskunft zu ertheilen über aſſe die in dex Umgegend angeſeſſenen deutſchen Guts=

Bibliothek. Jahrg. 1884, Bd, V. 6