Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Roman von Adolph Stre>ſuß. 89

erbarmen. Jebt wolle ſie, wenn der gnädige Herr es ex= laube und nicht andere Befehle habe, gleich hinunter laufen und Herrn Storting ſagen, daß der gnädige Herr erwacht ſei und daß Herr Storting mit dem Doktox zum gnädigen Hexrn fommen fönne.

Egon hatte feine anderen Beſehle, er war froh, die geſchwähize alte Frau loszuwerden, und ſo ſchi>te er ſie denn fort, um Storting zu benachrichtigen; na< wenigen Minuten erſchien dieſer und mit ihm der bewegliche kleine Doktor, deſſen Bekanntſchaſt Egon ſ<hon am Morgen in Linau ‘gemacht hatte.

„Ei, ei, Herr v. Ernau, was machen Sie mir für Streiche!“ ſagte der Doktor, ſchon beim Eintreten in das Zimmer mit dem Finger drohend. „Habe ih Fhnen nicht heute Morgen geſagt, Sie ſollen fi<h ein paar Tage ſchonen und ſich feine ſtarke Bewegung machen? Warum ſind Sie nicht in Linau geblieben, wo Sie die beſte Pflege hatten ? Eine Fahrt von zwei Meilen auf dem ſ{le<ten Landwege über Stof und Stein iſt wohl feine ſtaxfe Bewegung © Sie ſehen ſhre>li< aus, blaß und hohläugig, Sie gefallen “mix gar niht. Aber fo geht es, wenn die Patienten ihren eigenen Kopf haben, dann werden immer Dummheiten ge= macht. Geben Sie einmal Jhre Hand her. Wahrhaftig, etwas Fieber, nicht zu ſtark, aber doh Fieber, Nun wollen wix einmal den Verband abnehmen. Natürlich, die Wunde iſt leicht entzündet. Von Bedeutung iſt es nicht, aber Sie müſſen unter allen Umſtänden einige Tage das Zunmer hüten, müſſen eine Medicin nehmen, die ih Fhnen unten beim Adminiſtrator auſſchreiben werde, müſſen ſich vielleicht