Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Roman von Adolph Stre>fuß. 95

ihr verdanke ich es, daß ich eine trübe Vergangenheit vér= geſſen fonnte, um jeht frohen Muthes ein neues Leben zu beginnen. Und nun iſt mein Bericht zu Ende. Sie kennen mein Leben bis zum heutigen Tage, jeßt aber will ih au<h von Jhnen hören, wie es Jhnen ergangen iſt. Sie follen mix von fi ſelbſt und au< von allen den lieben Men= ichen erzählen, bei denen ih damals eine furze Zeit innig glüd&li< und dann tief unglü>lich geweſen bin. Jh ſebe voraus, Freund Storting, daß Sie gewiß mit Herrn v. Oſternau in Verbindung geblieben ſind, auh nachdem Sie aus mix noh niht bekannten Gründen Jhre Jnſpektor= ſtelle in Oſternau aufgegeben haben.“

Ein maßloſes Staunen malte ſi<h auf Storting's Ge= ſicht, als Egon, ſeine lange Erzählung ſ{<ließend, ſih fo ruhig und unbefangen na<h der Familie Oſternau ex= fundigte,

„Verſtehe ih Sie re<ht, Herr v. Ernau,“ ſagte er, „dann wiſſen Sie nichts, gar nichts von dem, was ſich faum drei Monate nah Jhrem Scheiden in Schloß Oſternau ereignet hat?“ :

„So if es in der That,“ erwiederte Egon unbefangen. „Als ih mich entſchloß, ein neues Leben zu beginnen, da gab ih mix ſelbſt das Wort, vollſtändig zu bre<hen mit meiner ganzen Vergangenheit, ſelbſt die Erinnerung an dieſe hätte ih am liebſten vernichtet. Das gelang mix nun freilih ni<t, ih mußte gegen meinen Willen oft zurü>denfen an Schloß Oſternau und ſeine Bewohner; aber abſichtli<h vermied i< es, dieſe Erinnerung neu zu beleben. Deshalb habe i< grundſäßlich jede Erfundigung