Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

102 2 Höheres Walten.

Aufgabe des Kriminaliſten, die Perſonen zu entde>en, welche vielleicht, ohne daß Holzbrecher es wußte, von ſeinem Gange und dem Betrag der Summe, die ex bei ſich führte, unterrichtet ſein konnten.

Teiner erfuhr auf dem Polizeibureau des Reviers, in welchem der Rentier wohnte, daß bei dem Rentiex ein äußerſt häufiger Wechſel von Dienſtmädchen ſtattfinde; die Schweſter des Rentiers, welche demſelben die Wirthſchaft führe, ſei eine franke, launenhafte Dame, bei der es kein Mädchen lange aushalte, es ſei erſt heute Mittag die Köchin plößlih aus dem Dienſte entlaſſen worden.

Dex Polizei war es nicht bekannt, ob das entlaſſene Mädchen einen Bräutigam gehabt. Leiner beſuchte no< im Laufe der Nacht einige Lokale, deren Wirthe in dem Rufe ſtanden, gelegentliche Hehlerei zu treiben, aber ſein Forſchen war vergeblich. Als er ſi<h am anderen Morgen zum Aus8gange rüſtete, erhielt ex vom Bureau der Krimi= nalbehörde die Mittheilung von einer dort ſoeben ein= getroffenen Meldung. Der Doktor Heim hatte die An= zeige gemacht, daß er im Laufe der Nacht zum Rentier Holzbrecher gerufen worden fei und denſelben an einer Vergiftung dux< Arſenik ſ{<wer erkrankt gefunden habe. Es ſei fraglich, ob der Kranke noh zu retten ſei, die Um= - ſtände geböten polizeiliche Necherchen.

Teiner begab ſi ſofort in die Wohnung des Kranken; es wax ein fehr ſeltſames Zuſammentreffen, daß derſelbe Mann, dex am Abend betäubt und beraubt worden war, in der Nacht an einer Vergiftung erkrankte, da lag der Argwohn ſehx nahe, daß die Vergiftung keine zufällige,