Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Stre>fuß. 75

die wenig freundliche Aufnahme, welche ihx Beſuch bei dem Herrn v. Exnau gefunden hatte.

Albrecht gab ſeinen Gedanken zuerſt Worte.

„E3 wäre vielleicht beſſer geweſen, wir hätten dieſen Beſuch nicht gemacht,“ ſagte ex. „Wir ſind nicht freund= lich empfangen worden. Herr v. Ernau liebt es offenbar niht, wenn ex exinnert wird an ſeine Pehmayer-Exiſtenz und überhaupt an jene Zeit, in welcher ex in thörichter Verblendung ſein Lebensglü> ſi< ſelbſt vernichtet hat. Was würde er heute wohl darum geben, wenn ex damals nicht ſo wahnſinnig vor ſeinem eigenen Glü> geflohen wäre! Er kann es Jhnen nicht vergeben, Vetter, daß Sie der glü>liche Gatte Bertha’s geworden ſind. Ex beneidet und haßt Sie.“ ]

Wangen antwortete niht. Er hatte Aehnliches ge= dacht, Cgon's unfreundlicher Empfang hatte dieſen Ge= danken in ihm eriwe>t.

„Sh habe mi< übrigens herzlich darüber gefreut, Vetter, daß Sie Ernau’s Verſprechen, bald na< Linau zu fommen, ſo falt aufgenommen haben. Sie thun jeden=falls gut daran, den nahbaxrlihen Umgang mit dem Herrn jo viel einzuſchränken, wie es die Höflichkeit und die Nothwendigkeit, mit Nachbarn zu verkehren, irgend ge= ſtattet.“

„Weshalb?“ fragte Wangen.

Er hätte nicht nöthig gehabt, zu fragen, er wußte, ivas Albrecht antworten würde, aber ex fühlte eine krankhafte Begierde, aus einem anderen Munde das zu hören, was ex ſelbſt dachte. Er wußte, daß jedes Wort, welches