Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

a

92 _— Klippen des Glüds.

währt werde, wieder mit ihrer Tochter zuſammen zu leben, daß Fräulein Lieschen nicht ferner gezwungen ſei, ſi<h für die Mutter zu opfern. J< hätte wohl gewünſcht, daß Sie, verehrter Herr, ein Zeuge des Glüdtes hätten ſein fönnen, deſſen Schöpfer Sie ſind.

Frau v. Oſternau wird mih na< Berlin begleiten, um dort das ¡thr gehörige Kapital ganz Jhrex Beſtimmung gemäß in Empfang zu nehmen und über daſſelbe geſhüft2= mäßig zu quittiren. Morgen früh werden wir zuſammen die Neiſe antreten, über deren Erfolg ih Jhnen mündli<h berichten werde, heute aber ſende ih Jhnen no< eine Nach= rit, die Sie nicht früh genug erfahren können.

Fräulein Lieschen befindet ſi<h ganz in Jhrer Nähe, Sie haben, ohne es zu ahnen, eine Nacht mit ihr unter einem Dache verbra<ht! Herr v. Wangen hat fie als Leh= rerin und Erzieherin für ſeine Schweſter Klara engagirt, in ſeinem Hauſe in Linau lebt ſie, aber, wie mir Frau v. Oſternau mittheilte, nux no< für wenige Tage, am nächſten Sonntage wird ſie Linau verlaſſen, um zu ihrer Mutter zurückzukehren und bei derſelben zu bleiben, bis ſie eine andere Stelle gefunden haben wird, was, wie Frau v. Oſternau glüdſelig ſagte, jeßt nicht mehr nöthig ſein wird.

Welche Gründe Fräulein Lieschen bewogen haben, allen früheren Verabredungen entgegen Linau ſchon jeßt zu ver= laſſen, geht aus dem kurzen Briefe, in welchem ſie threx Mutter ihre für Sonntag beſtimmte Abreiſe mittheilt, nicht hervor. Die Vermuthungen, welche ſih mix über dieſe un= erwartete Abſicht aufgedrängt haben, wage ih dem Papier nicht anzuvertrauen, hielt mich aber verpflichtet, Jhnen ſofort