Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

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SS | Unſichtbare Hände. E

in einfachen Verhältniſſen gelebt und war den Strudeln des großen Lebens ſtetig fern geblieben, aber fein Bli> wax ſcharf genug, um ſich zu ſagen, daß in dem ſe<hZund= zwanzigjährigen jungen Manne ſchon jezt böſe Keime zur Entfaltung kamen. Es dauerte ihn faſt; er hatte Herbert einſt gern gehabt und mußte ſi< heute geſtehen, daß er den Umgang mit ihm vermeiden würde, wo es nur immer anging.

Als Döring nah Beendigung der Reitſtunde in ſeine gemüthli<h eingerichtete, im Kaſernengebäude belegene Woh= nung zurü>fehrte, fand er zwei Briefe vor, vom Kommer= zienrath Dreyfuß und dem Baron Menken. Beide waren glei kurz gefaßt und theilten dem Lieutenant nux mit

_tjvenigen Worten den Tod des Oberſten v. Hattert und die Stunde der Beerdigung mit. Das Schreiben des Komm= merzienraths ſchien Düring indeſſen no< näher zu inter= _eſſiren. Er trat mit dem Couvert an das Fenſter und betrachtete aufmerkſam die Rüdſeite deſſelben. Ein Lächeln flog über ſein ernſtes“ hübſches Geſicht, ex hatte geſunden, was er ſuchte: nichts weiter als einen zarten, kaum merz baren Federſtrih in der linken Ee der Enveloppe. Döring trat zum Schreibtiſh und zündete ein Licht an, dann hielt ex vorſichtig das Couvert über die Flamme. Sofort traten auf derſelben Stelle, die von der ausſtrahlenden Wärme j berithxt wurde, zierliche blaßblaue Schriftzüge hexvor. „Tauſend Grüße in Eile! Aenny, “ las Döring, drü>te das geheimnißvolle Billet d’amour an die Lippen und verbrannte es dann. j

Döring vermochte es einzurichten, daß er troß des