Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobeltiß. 97

Dex Lieutenant nite. „Reitunterricht!“ entgegnete er.

„Nun, dann will ih Sie nicht länger ſtören, doh fönnen wir uns niht zu Mittag ſehen? Darf ih Sie einſaden, mit mix bei Hiller zu diniren? Schlagen Sie es mix niht ab, denken Sie daran, daß Sie zu den Erſten gehörten, die i<h hier aufſuchte.“

„Sehr liebenswürdig von Jhnen, Hattert, leider kann ih aber unmögli< Fhrer Einladung Folge leiſten. Jh habe um zwei no< einen Appell abzuhalten und möchte um drei Uhr gern pünktli<h beim Begräbniſſe ſein. Nun, wir ſehen uns ja jedenfalls wieder und können no< ein weiteres Beiſammenſein verabreden. Vorläufig herzlichen Dank für Jhren Beſu<h — ich bedauere, daß ih Sie hier auf dem Kaſernenhofe empfangen mußte.“

„Jeder nah ſeinem Beruf,“ lachte der Student, „mein Empfangsſalon iſt die Kneipe, mein erſter Gruß ein Will= fommenſ<lu>! Anu reyoir, Döring!“ —

Geſenkten Hauptes ſ{<ritt der Lieutenant in die Reit= bahn zurü>, während Hactert, ſein Stökchen ſ<hwingend und einen Walzez aus der „Fledermaus“ trällernd, den Hof verließ und ſi< in die draußen wartende Droſchke warf. Döring überlegte, wie gewaltig doh ein Dußend Jahre einen Menſchen zu ändern vermögen. Als er Herbert Hackert zum leiten Male geſehen, war dieſer ein friſcher, ke>er, offenherziger Junge geweſen, dex viel Begabung und viele Talente gezeigt und demgemäß wirklih Hoffnung auf eine gute Carrière gegeben hatte. Und was war aus dieſem gewe>ten Knaben geworden? Döring ſchüttelte den Kopf. Er war kein Menſchenkenner, denn -ex hatte immer nux

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd. VII, rj