Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

100 Únſichtbare Hände,

eiſernen Kreuze erſter und zweiter Klaſſe. Auch ein zer= brochener Säbel mit halb zerfeßtem und zerſtüdeltem Por= tépee um den Stahlkorb ruhte zwiſchen den Blumen; es var die Klinge, mit welher der Oberſt ſich bei Mars=la= Tour gegen die franzdſiſchen Küraſſiere vertheidigt, und die nun mit ihm in das Grab geſenft werden ſollte.

Zu Seiten des Garniſonpfarrers, eines ernſten Mannes mit ehxwürdig weißem Haupte, deſſen Predigtworten mant es anmerfte, daß ſie aus innerſtem Herzen kamen, ſtanden die wenigen Verwandten des Oberſten. Lucia, ſeine Tochz ter, ſah in ihrem ſ<hwarzen Trauergewande, mit den tiefen

Schatten um die Augen und den feſtgeſchloſſenen bleichen Lippen, über die kein Hauch zu dringen. ſchien, wie eine Niobe aus, die ringsum fallen fieht, was ihr lieb und theuer geweſen. Keine Thräne feuchtete des Mädchens

Wange; es gibt Augenbli>e, die in ihrem namenloſen

Schmexze zu gewaltig wirken, um ſie durch jenen Himmels8=

thau lindern zu können. Dafür war der Ausdru> im

Antliß Lucia’s ein ſo ſ<hmerzvoller, daß jeder Mitfühlende

den Jammex zu ahnen vermochte, der thr Herz erfüllte.

Sie hatte den Arm des neben ihr ſtehenden greiſen Ge=

nerals v. Steinniß, eines Freundes des Verſtorbenen, ab= gelehnt; ſie verſchmähte. zu zeigen, daß ſie vor innerem

Leid hätte hinſinken mögen auf das eisfalte Geſtein der

Halle.

Die hohe, vornehme Geſtalt des Barons v. Menken hatte ſich unmittelbar hinter ihr poſtirt. Der Baron trug heute die Rittmeiſteruniform des Küraſſierregiment3s, mit welchem ex vox zehn Jahren über den Rhein gezogen ; der