Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

108 i : i Der Condéexr.

Ex ging mit dieſem Segensſpru< hinaus, und Toni ſchaute ihm mit Befremden na<. Als ſie nah einiger Zeit mit Horak unten im Wohnzimmer zuſammentraf und von der Begegnung erzählte, meinte ſie: „Wenn ih den Menſchen zu Dir hätte hinaufgehen fehen, lieber Jo=z feph, hätt ih Lode8angſt gehabt. Für einen ſ{limmen Geſellen eher, als für Einen, der ein Lebenêretter geweſen, hätte ih ihn gehalten. So täuſcht man ſi<h doch!“

5,

Man konnte den Condéer in der That für eine außer= ordentlich begabte Natur gelten laſſen. Auf dem richtigen Play im Leben würde ex ſih dur ſeinen exfinderiſchen Kopf und kühnen Sinn rühmlich hervorgethan haben; mit einer ſittlichen Grundlage des Charakters hätte er ſeine große Fähigkeit zum Beſten ſeiner Mitmenſchen bethätigt. Abex er war ohne ſolchen moraliſchen Halt aufgewachſen und mit phantaſtiſcher Neigung immer durch abenteuerliche Lo>ungen gereizt worden, in denen das Böſe lag. Als junger Bedienter eines vornehmen Hauſes beſtahl er ſeinen Herrn und flüchtete ſich vor dem Gericht glü>lih zu den Wer= bern für die Armee des Prinzen von Condé. Als ein \chneidiger, gewandter Soldat wurde er bald befördert; ein Raufhandel machte ihn dann zum Mörder und zum Deſer= teur. Abermals gelang es ihm, ſi< den Folgen dieſes Verbrechens zu entziehen, indem ex freilich ſich außerhalb der bürgerlichen Ordnung eine Exiſtenz ſuchen mußte und dem Gaunexleben fi<h in die Arme warf. Seine Bedeu= tung als energiſ<hex und verwegener Geiſt brachte iln an