Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Schmidt=Weißenfels. 123

„Nie!“ ſchleuderte fie ihm zu.

„Nie?“ wiederholte er betreten. „Und Du hätteſt ihn doch geliebt? Wo wäre denn da Deine Liebe ?“

„Verachtung und Abſcheu würden mi<h dann exfüllt haben.“

„Auch wenn ex Dix ein braver Mann geweſen wäre ?“

„Auch dann !“

„Ein guter Vater ſeines Töchterleins ?“

„Verwirkt hätte er ſein Recht daran.“

„Weshalb? Sag’ mir, weshalb, Loni!“ zitterte es aus ſeinem Munde.

Sie zwang ſi, ſeinem Wunſche, der thr läſterlich vor= fam, zu entſprechen. Wie um ihr leztes Wort zu ſprechen, ſagte ſie: „Weil er ſein Weib hintergangen, indem er ihr verhehlte, wer ex in Wirklichkeit war und daß ex der ſtrafenden Gerechtigkeit gehörte. Weil er ſo infant ge= weſen, ein unſ<huldiges Mädchen an den Altar zu führen, hinter dem das Schaffot für ihn ſtand. Ach, was ſollen iir eine folche häßliche Geſchichte uns vor Schlafengehen ausmaſen!“

Und danach wurde es au< ganz ſtill im Zimmer, ſo till, daß man eine Nadel hätte auf den Boden fallen hören fönnen. Horak brütete vor ſi< hin. Ex ſtand no< immer am Tiſch, und nachdem er eine Weile, wie niedergeſhmettert dur< das Urtheil das ſeine Frau gefällt, in's Leere ge= blidt, wendete ex die Augen auf das Kind, das Zoni bis auf’s Hemdchen entkleidet hatte und ſo auf ihrem Schoße hielt. Verſtimmt unterließ ſie die gewohnten Liebkoſungen, ehe ſie es ſ<lafen legte, und ſtrich ihm ſ{<hweigend nur die