Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

EE Der Condéer.

feinen blonden Löéchen aus der weißen Stirn. Die bedrücende Stimmung, die im Zimmer herrſchte, ſchien au< die Kleine zu ſpüren. Sie ſah mit ihren großen lichten Augen bald auf die Mutter, baïd auf den Vater, als wundere ſie ſih, daß ihr weder von dex einen“ no< der anderen Seite die zärtlichen Ne>Æereien zu Theil wurden, mit denen ſie fonſt ihren Abſchied aus dem Wohnzimmer erhielt. Weil es aber doh zu einer Hausregel geworden war, daß Lottchen ihren Gutenachtkuß vom Vater erhielt, ſo reichte Toni auf ihrem Arm, indem ſie fi erhob, das Kind ihm entgegen. Mit einem verzehrenden, heißen Bli> verfolgte er dieſe Bewegung ſeiner Frau, und dann riß er wild die Kleine von ihrem Arm. Er preßte ſie, als ſolle ſie ihm ſtreitig gemacht werden, an ſi<, ihr Antliß an das ſeine und bede>te es mit Küſſen.

„Papa! Papa!“ rief ſie.

Abex nicht herzerfreut wie ſonſt, ſondern angſtvoll, wie ein Proteſt, fam es aus ihrem Munde, und flehend ſtre>te ſie die Aermchen nah der Mutter hin, um dur< ſie aus ihrer Lage befreit zu werden.

Seit dieſem fo peinlich verlaufenen Abend lag etwas Fremdes zwiſchen Mann und Frau. Er bemühte ſich zwar, wie ſonſt gelaſſen und freundlih zu erſcheinen, und Toni fonnte fi auch gar niht erklären, weshalb es auf einmal ſo anders geworden ſei. Aber ihr war niht mehr ſo froh und leicht um’s Herz wie vorher, der heitere Himmel ihres ehelichen Glüdes war grau geworden, und die Schatten auf ihrer Stirne wollten niht weichen. Ex verſuchte, in