Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 147

Schritten auf und ab und begann ſeine exſonnene verzweif= lungsvolle Lüge in abgeriſſenen Säßen zu bilden.

„Hol! ihn der Teufel, dieſen Narren! Mit | olchem Wahn= ſinn uns hier im Haufe zu überfallen, daß man wie vor den Kopf geſchlagen iſt! Wirklich! Der Kerl iſt vor Todes=angſt auf dem See verrü>t geworden. Entſchieden! Das Gewitter fuhr ihm in's Gehirn. Weil er zu erſaufen fürh= tete, dadurch ſchnappte er über. Das merkte ih ſhon auf dem Waſſer. Abex ernſthaft konnte ih’s do< nicht nehmen. Du haſt ja gehört, daß ex ſi einbildet, ih habe ihn um= bringen wollen, vorher, im Boot. Kann man Tolleres finden? Als ob i< — nehmen wix einmal an — dies niht hätte thun fönnen, wenn i< gewollt! Na, es iſt ja ſeine Tollheit geweſen. Wie er dies fo ganz ernſthaft fre< Dix in's Geſicht ſagte, Toni! Konnte Dix denn da ein Zweifel fein, mit wem Du zu thun haſt? Jh, ich dachte: laß den Kerl fich ausſ<waßen, wie Einen, dex einen Rauſch hat.“

Toni rührte ſi nict, als höre fie gar niht, was er da ſprach. Sichtlich regte ihn dies no< mehr auf und er hob wieder und mit fieberhaft ausbre<hender Heftigkeit an: „Macht ſich der Menſch zum Gauner, zum Räuber, und mich au<! Zum Lachen wär's eigentli<h, wenn Du nicht das Entſeßen darüber gekriegt hätteſt. Cs erflärt ſich, ih begreife es. Ex ſprach ſcheinbar ſo vernünftig, wie man es ja oft bei ſo plößlih verrü>t Gewordenen ſindet. Würde ih ihn gepa>t haben, wie i< wollte, ex hätte wahrhaftig mich oder Dich über den Haufen geſchoſſen. Das ſah ih ein und reizte ihn nicht weiter. Den Wahnſinnigen mußte ih gewähren laſſen — Deinetwvegen, Toni, Deinetwegen !“