Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 175

zwei Männex in einen Streit gerathen ſein, nah dem ſo= glei und wie infolge davon Jeder das Haus für immer verlaſſen, bei Nacht und Nebel, wie nah dem Protokoll erflärt worden war?

Der Juſtitiar dachte hier eine Weile fi< Folgendes zuſammen : dieſer Michel kann ja ein hübſcher Mann ge= weſen fein. Vielleicht — es ift ja dergleichen möglich hatte er Toni zu einem Liebesverhältniß verleitet. Dar= über dann die heftige Scene in Anweſenheit der Frau. Und nachdem Michel gegangen, weil ſeines Bleibens nun nicht länger ſein fonnte, war eine Au8einanderſeßung zwiſchen den Ehegatten erfolgt und Horak hatte ſi<h von der Unge= treuen getrennt, ſ[o8geſagt, mit Verachtung ihr Haus und Hof als ihre Mitgift überlaſſen, ſeinem früheren Hange entſprechend wieder die weite Welt aufgeſucht, ſi<h damit ſtolz von ihr getrennt, ohne ſi<h do< geri<htli< von ihr ſcheiden laſſen zu wollen.

Aber bald verwarf er dieſe Löſung. Toni wax nicht die Frau, um ſi derart, wie er hier annahm, vergeſſen zu fönnen. Seine Menſchenkenntniß forrigirte hier ſeine Phantaſie.

Wer wax nur dieſer Michel? Wenn man ihn auf= finden fönnte, wenn man wüßte, wo er zu finden? Warum nannte man ihn nur Michel? War es ſein Vor- oder ſein Familiennamen ?

Der Juſtitiar träumte darüber hin.

Einen langen rothen ‘Bart trug er, verdichtete ſich dann wieder ein anderer Gedanke in ihm, als er da in's Haus fam, und dieſen langen rothen Bart raſirte er ab.