Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

188 Der Mönch von Antwerpen.

zehn goldenen Pinſeln befindli<h — ermöglichte es dent “frommen Mönchen, ihre Kirche wieder aufzubauen.

Daniel Seghers wurde im Jahre 1590 in Antiverpen geboren, wo ſeine Eltern nicht weit von dem berühmten Oſterlinghauſe der Hanſa in einem engen Gäßchen wohnten. Sein Vater, der Maler Peter Seghers, lebte mit ſeiner Gattin Margarethe in ſehr dürftigen Verhältniſſen, denn mit dex Kunſt iſ es wie mit einex großen Stadt, nur die Kuppeln und Spißen der höchſten Paläſte und Kathedralen erhalten den vollen Glanz der Sonne, in die engen Gaſſen dringen nux ſpärliche Strahlen, und Peter Seghers Lonnie fi nict rühmen, eine beſondere Säule der Kunſt zu ſein. Er malte meiſtens nux Wirthſchaftsſchilder und ab und zu au für ländliche Kunden ein Heiligenbild, hielt es au<h niht unter ſeiner Wirde, dann und wann einen größeren Pinſel zu ergreifen und Wände und Stuben an= zuſtreichen, kuxz, er behandelte die Kunſt ſo vielſeitig, wie es ſich für ſeine Lage ſchi>te.

Es jvar ein bitter kalter Dezembertag im Jahre 1590, als man den kleinen Daniel den weiten Weg bis zur Notre= Dame-=Kirehe hinunter trug, und es war wohl gethan von Peter, daß er ſeinem Sohne einen re<t wohlhabenden Lauf= pathen, den Rathsherrn Jean de Pape ausgewählt hatte, der am Hafen die größte Weinwirthſchaft der Stadt beſaß, und dem es infolge deſſen niht darauf ankam, feinen Gevatter und deſſen Angehörige nach der feierlichen Handlung mit einer Bowle heißen Weines in ſeinem Hauſe zu erquiden. Hiex bei den Herrn Pathen fand denn auch ſpäter der kleine Daniel allezeit freundliche Aufnahme, Zerſlreuung und Ge=