Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Von Roderich Trenkhorſt. 189

ſellſchaft, denn des behäbigen Rathsherrn Herrenſtübchen war des Abends in der Feierſtunde gar viel von jungen und älteren Künſtlern beſucht, die den munteren Knaben gern um ſich litten. Namentlich zeigte Johann Breughel, der zum Unterſchiede von ſeinen Brüdern, dem Bauernz-Breughel und dem Höllen-Breughel, allgemein dex Sammet-Breughel hieß, ein reges Jntereſſe für Daniel Seghers, und gerade als derſelbe elf Jahre alt geworden wax, überraſchte der berühmte Maler den alten Peter Seghers daheim in ſeinem niedrigen Stübchen.

„Meiſter Seghers,“ ſagte der Sammet-Breughel, „ih brauche einen jungen Burſchen zum Farbenreiben; dazu möchte ih gern Euren Knaben, den Daniel haben! Er lernt und ſieht dabei viel und fann, wenn er Zalent hat, wohl au< einmal ein tüchtiger Maler werden! Ex ſoll Alles frei bei mix haben und zum Chriſtfeſt drei große Laubthaler dazul Was meint Jhr, Meiſter?“

Peter hätte dem berühmten Collegen um den Hals fallen mögen vor Freuden über dieſen glänzenden Antrag; ſein Daniel Farbenreiber und Schüler des großen Breughel und drei Laubthaler Lohn, das hätte er ſi<h nimmer träu=men laſſen, und ſchnell {lug ex in die dargebotene Rechte Breughel’s ein.

Schon wenige Tage ſpäter trat Daniel Seghers ſein Amt an und zeigte ſi<h der Wahl ſeines Meiſters in jeder Beziehung würdig; Breughel hatte nie einen zuvoxkommen= deren Dienex gehabt, nie einen Schüler, dex mit ſo emſiger Aufmerkſamkeit jedem ſeiner Pinſelſtriche folgte und ſeinen Lehren ein fo williges Ohr lieh. Dazu konnte der Meiſter