Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

198 Aus der höheren ruſſiſchen Geſellſchaft.

derſelben, welches ſi<, dur< das fortwährende Einſinken der Steine in den trügeriſchen Boden, im holperigſten Zuz= ſtande befindet, zu glätten — ein Umſtand, welcher bei der Weitläufigkeit der Stadt, die das Fahren faſt zur Noth= wendigkeit macht, ſ<hwer in's Gewicht fällt.

Schon Mitte September fängt man in Petersburg an, alle Vorbereitungen für den Winter zu treffen, welcher anfangs Oftober beginnt und ſieben Monate zu dauern pflegt, Ueberall feßt man Doppelfenſter ein, deren Fugen, bis auf eine einzige bewegliche Scheibe, mit Papier verklebt werden, ſtreut Salz und Sand zum Aufſaugen der Feuch= tigkeit in die Zwiſchenräume, und ſtet dahinein zu S<hmu> und Zier künſtliche Blumen. Die Hauseingänge und Vor= zintmer werden mit doppelten, ja dreifachen Thüren ver= ſehen, und die Oefen, große, häßliche, aber ſehr zwe>mäßig fonſtruirte Kaſten, die man in eleganten Häuſern hinter Spiegeln und in Mauerniſchen verſte>t, treten in Wirk= ſamkeit. Das ganze Haus — Treppen und Gänge mit inbegriffen — wird von oben bis unten erwärmt, und dazu ſind in jedem Familienpalais mehrere Heizer nöthig, die während der Nacht dieſe Ofenungeheuer mit Birken= holz ſpeiſen und ſie in den Stand ſehen, den ganzen folz geuden Tag eine angenehme Wärme auszuſtrahlen.

Die innere Einrichtung eines vornehmen ruſſiſchen Hauſes weiht von dem, woran man in anderen Ländern gewöhnt iſt, weſentli<h ab. Ein fogenannter „Schweizer“ in didem Pelz nimmt uns an der Thüre in Empfang, ein Diener führt uns die breite, meiſt in doppelten Bogen ge= ſchwungene Marmortreppe hinauf in ein Vorzimmer, wo