Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Von Aug, Scheibe, 199

ein anderer Diener uns des unentbehrlichen Pelzmantels entledigt und die Empfangsräume öffnet, welche ſich, meiſt ohne Thüren, in einer unendlih ſcheinenden Reihe hin= ziehen. Acht oder neun derſelben ſind nichts ſeltenes, und diefe Einrichtung entſpricht niht nur der Freude des Ruſſen an Glanz und Luxus, ſondern auh dem Bedürfniſſe der Bewegung, die er ſich, bei der Strenge des Klima’s, im Freien nicht machen fann. Man geht [in dieſen behagli<h erwärmten Räumen ſpazieren. Herrliche, ſpiegelblanke Parz quetfußböden ziehen fih dur< alle Zimmer. Zum Theil find fie mit türkiſchen und perſiſchen Teppichen belegt; d'e Fenſter ſind mit ſeidenen Gardinen behangen; koſtbare, meiſt orientaliſche Gewebe bededen Divans und Ottomanen; ausgeſuchte Gemälde hängen an den Wänden, chineſiſche Geräthe, ungeheure Vaſen von Lapis lazuli, Porphyx und Malachit, Kunſtgegenſtände aller Art ſtehen in großer Menge umher, und ungeheure Körbe voll blühender Blumen duxr<hduften die Luft.

Es iſt dem Ruſſen ein Bedürſniß, den Käfig, der ihn fes bis ſieben Monate umſchließen foll, feinem halb orientaliſchen Geſhma> entſprechend auszuſ<müten, und die nationale Ruheloſigkeit des ehemaligen Wandervolles ſorgt für ſtete Abwechſelung au in dieſer Beziehung. Es gibt in Petersburg gewiß fein reiches Haus, das den ganzen Winter hindux< in demſelben Zuſtande bliebe. Man zieht innerhalb ſeiner vier Wände beſtändig um. Die Schlafz ſtuben verwandeln ſi<h bald in Speiſe= oder Frühſtüs= zimmer, bald in Schul- oder Kinderſtuben, und umgekehrt; bald findet man ein Gemach zu groß, bald zu klein, durchz.