Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

240 Ein Beſuch auf einex Straupen=Farm.

Kämpfe, die oft mit dem Lode des einen oder wenigſtens mit gebrochenen Gliedmaßen endigen. -

Gewöhnlich brütet der Strauß jährli< zweimal und bringt unter günſtigen Verhältniſſen bei jedem Sate 15 bis 20 Junge aus. Die noh ſehr verbreitete Anſicht, daß die Strauße das Ausbrüten ihrer Cier der Sonne und dem heißen Sande überließen, hat ſi< als Jrrthum herau®s= geſtellt. Allerdings findet man in der Wüſte häufig ver=

_laffene Eier, aber die Nachſtellungen und Gefahren, denen der brütende Vogel au8geſeßt iſt, erklären dies vollfommen. Wie unſere Hühnex, verlaſſen auh in den Zuchtfarmen die Strauße hin und wieder die bereits angebrüteten Eier, zerſtreuen ſie oder freſſen ſie auf, aber das iſt feineêwegs die Regel.

Bei dex Anlage ihrer übrigens fehr kunſtlofen Neſter geht die Mehrzahl ſehr bedächtig und ſorgſam zu Werke. Mit Schnabel und Kralle gräbt der Cheherr ein Loch in den Sand und hat daſſelbe eine gewiſſe Tiefe erreicht, [o ruft ex ſeine Frau Straußin herbei und Beide beſichtigen nun das Werk angelegentlih und tauſchen ihre Meinung darüber in ſonderbaren Gurgeltönen aus. Ft es gut be= funden und das exſte Ci hineingelegt, ſo vollendet das Weibchen den Bau, indem es ring8um einen Wall auf= wirft, um die Eier bei Regenwetter gegen eindringende Näſſe zu ſchühen. Zſt die gehörige Anzahl von Eiern beiſammen, ſo beginnt das Brüten, ein Geſchäft, von dem das Männchen den größten. Antheil übernimmt. Es ſeht fi gewöhnlich Nachmittags zwiſchen vier und fünf Uhr