Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

252 . Mannigfaltiges.

Die Schifffahrt auf dem Bodeuſee. — Bekanntlich iſt heute die Dampfſchifffahrt auf dem Bodenſeë eine ſehr rege, und erſt vor Kurzem ſind zu der Flottille von mehr als dreißig Dampfern, ſchweizeriſchen und deutſchen, welche die Verbindung der anſehnlichſten Uferorte vermitteln, mehrere neue öſterreichiſche hinzugekommen. Die Segelſchifffahrt auf dem See iſt jet faſt ganz geſ<wunden; ehedem aber machte dieſelbe Alles aus und manche mertwürdige Erſcheinung trat dabei zu Tage. Man verſuchte früher, wie J. W. Appell erzählt, öfters größere Schiffe auf dem Bodenſee zu gebrauchen. Herzog Sigmund von Oeſtexreih ließ im Jahre 1454 ein großes Meerſchiff bauen und ebenſo im Jahre 1528 Marx von Kirchen zu Lindau eine Galeere zimmern; beide fonnten aber niht re<t zur Verwendung gelangen. Glü>liher waren in dieſem Punkte die Schweden im dreißigjährigen Kriege, die mehrere große Seeſchiffe auf dem Bodenſee mit Erfolg verwendeten. Ein Engländer, Lord Baltimore, baute um die Mitte des vorigen Jahrhunderts während ſeines Aufenthaltes in Lindau ein prächtiges Luftſchiff nah engliſcher Art, und 1799 errichtete der britiſhe Dberſt Williams zu Bregenz jogar eine Flottille von Kanonenbooten. Unter dem Oberbefehl des Erzherzogs Karl ſollte dieſe auf dem Bodenſee operiren. Sie wurde von ausgewanderten franzöſiſhen See-OÖffizieren fommandirt und foſtete monatli< 80,000 Gulzen. Damals wurden förmliche Seegeſehte auf dem friedlichen Bodenſee geliefert, denn auch die Franzoſen bauten im Jahre 1800 eine Flottille. Uebrigens ſtand der Ruten der von Oberſt Williams errichteten Flottille in feinem Verhältniß zu den Koſten. — Das erſte Dampf \chiff, welches den Bodenſee befuhr, hatte Württemberg auf Staatstoſten erbaut, dem bald mehrere andere folgten. Gegenwärtig Dürfte faum ein Binnenſee des Kontinents zu finden ſein, der eine ſo lebhafte Schifffahrt aufzuweiſen hätte, wie der Bodenſee.

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