Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

256 — Mannigfaltiges.

Die ſfeinfte Ziegeuwolle, welche zur Fabrikation der Shawls verwendet wird, kommt aus Turſan im Gebiete von Jarfand. Nux “in den vom Winde gefegten Steppen Mittelaſiens gedeihen die Thiere mit {o feiner Wolle. Jhre Zahl ſinkt immer mehr und mehr, und auh damit mag wohl der Niedergang der Shawlfabrifation in Kaſchmix zuſammenhängen, F. _v. H.

Das wixkſame Gebet. — Der Marſchall vou Sachſe! hatte gehört, daß einer ſeiner Soldaten beim Trinken und Spielen Alles verloren hatte und \{ließli<h no<, um die lebte Zeche zu deten, die Süäbelflinge daranſeßen mußte, ſtatt deren er ſich, da es gerade Frieden war, eine hölzerne einziehen ließ. Am _ nächſten Tage bei der Parade ließ der Marſchall einen Soldaten vortreten, dem verabredetermaßen irgend ein Kapitalverbrechen zur Laſt gelegt wurde, und außer ihm jenen Trunfkenbold, dem ex nun den Befehl gab, dem angeblichen Verbrecher den Kopf herunterzuhauen. Der Marſchall wollte nämlich ehen, was derſelbe mit ſeinem Säbel anfangen würde. Dex Trunkenbold bat ihn inſtändigſt, einen Anderen mit dem Geſchäft zu betrauen, da er zu weichen Gemüthes dazu ſet. Darauf ſagte der Marſchall: „Wenn Du nicht gleich thuſt, wie ih Dir befohlen, gebe ih den umgekehrten Befehl und einen Augenbli> ſpäter liegt Dein Kopf an der Erde.“ Snell gefaßt wirſt ſich der Soldat auf die Kniee und fleht den Himmel an, ihm, wenn ex nun do< den Henker ſpielen müſſe, weuigſtens jeine Klinge zu Holz werden zu laſſen, und reißt dann entſchloſſen den Säbel mit der hölzernen Klinge aus der Scheide. Der Marſchall lachte herzlih über die Geiſtesgegenwart des Soldaten und ließ ihn ungeſtraft laufen. J. D.

Herausgegeben, gedru> und verlegt von Hermann Schönlein in Stuttgart.