Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. 55

ſchaft und Jugend ſo eng mit einander verbunden ſind, wie dieſe beiden Sultanroſinen; fällt uns gar nicht ein, das tadeln zu wollen! Weshalb einen glü>lihen Wahn ſtören, dex ja doch nur zu bald verrauſchen muß? Das Uebrige, die bewußte Geiſtesflärung nämlich, findet fi ja ſpäter mit eben derſelben Naturnothwendigkeit ein. Abermals alſo ſage ih: die roſenfarbige Jugend unſerer Wirthin, ihre Hausfrauenkünſte hinſichtlich dieſes Mahles, ihre Talente, ihre Mildthätigkeit mix altem, ungeſchi>tem Junggeſellen gegenüber — lebe hoch!“

Hell flang der überſhäumende Kelch des Grafen, als er in Jrma's lieblich erhobenes Antliß bli>te. Aber dex Stachel jenes widerre<tli< exbrochenen Briefes brannte der jungen Frau jeht lebhafter denn zuvor im Herzen. Inmitten dieſer Zeugen, inſonderheit an der Seite des Juſtizrathes, fühlte ſie ihren Muth wachſen. War es verlehter Stolz, war es ein Rachegefühl, das ſie plößlich dur<zud>te ?

„Sie täuſchen ſi, Herr Juſtizrath,“ ſagte ſie lächelnd, wenn auh mit leichtem Beben der ſtolz geſchweiften Ober= lippe, „wenn Sie mix irgend welche häuslichen Vorzüge zuerkennen. Jh weiß zu gut, wie wenig ih in einem Haushalt nüße bin. Mein Gatte iſ derſelben Anſicht. Deshalb hat ex ſi<h entſchloſſen, eine Fremde als gutes Beiſpiel für mich in unſer Haus zu nehmen.“

„Was?“ rief Dreyſing. „Höre ih re<t? Sie wollen ein fremdes Element in einen ſo harmoniſchen Ehebund bringen ?“

Meiſchi> wußte nicht, wethalb ihn die Wahrheit dieſer