Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. D

ihrer Gegenwart laut werden zu laſſen? War es niht ein brutaler Gewaltaft geweſen, dem er dieſes junge, harm= [oſe Weib ſoeben ausgeſeßt geſchen? Hatte Dreyſing wirk li< ni<t den weit fſaffenden Riß bemerkt?

Veber ſich ſelbſt erſhro>en und verdrießlih ſchritt der Graf zum Tiſh. Was ging ihn die Seelenharmonie im Meiſchiſchen Hauſe an! Ex nahm Jrma's Heichenz mappe zur Hand. Ohne es zu wiſſen, haftete ſein Auge länger als nothwendig war, auf den zierlihen Goldbuch= ſtaben ihres Namenszuges, bevor er die Mappe öffnete. Wie mannigfah belebt erſchien ihm plöbli<h das Gemüth der Malerin. Die gebrochene Roſe am Stamm, no<h vom Sturme durhzittert, der Bettlerknabe auf den Stufen des Palaſtes, das Reifenſpiel im Sonnenſchein — Alles von Leben dur<glüht, von Empfindung durchdrungen. Und ſie, die Schöpferin, ſollte an das verwerfliche Dogma von ehelicher Kameradſchaft glauben?

„Das Beſte,“ ſagte Jrma’s helle Stimme plößlih hinter ihm, „iſt Leider dur< eine Feuersbrunſt zerſtört worden. Mein Gatte opferte das Blatt den Göttern, den Hausgöttern- nämli< !“

„Weshalb?“ fragte der Graf beinahe {rof}.

„Bielleicht dünfte ihm die gemalte Ente weniger an= ziehend als die gebratene, “ ſagte ſie lächelnd. „Jn beiden Fällen ging ſie den Weg alles Fleiſches.“

Sie ſtand jet neben ihm. Das helle Lampenlicht fiel auf ihr Antliß und zeigle es dem jungen Mann in ſeiner mädchenhaſten Schönheit. Einzelne widerſpenſtige Löckchen beſchatteten die gedankenreiche Stirn wie ein