Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. SA

Verſtändniß für Nachklänge iütberwundener Dinge, ſie re<nen mit dem, vas iſt, nicht mit dem, was hätte ſein können.“

„Wahr!“ ſchaltete Jrma bitter ein.

Die Fugendthorheit, wie Dreyſing ſagt, oder die Jugendſhwäche, wie Jhr Herr Gemahl es nennt, kann aber mit einer theuren Vergangenheit nicht ſo geſchäüftsmäßig abſchließen.“

„Nie!“ murzmelte ſie leiſe. Jrma war keine Menſchenfennerin, aber die unruhige Zexrſtreutheit in Freiberg's Mienen und Worten mußte ihr zuleßt do< auffallen. Alles deutete auf einen Erinnerungsſturm hin, welcher die Seele des jungen Mannes mehr und mehr beherrſchte.

„Wenn man den Zaubergarten niht mehr betreten fann,“ ſagte er haſtig, „ſollte man nicht hie und da mit ſeinen Gedanken über die Mauer hinwegſehen dürfen und ſich hinein ſehnen? Das begreifen nur Frauen. Sie zehren ja zumeiſt von der Vergangenheit und ſ<welgen im Entbehren von den Schäßei einſt genoſſenen Glü>es. Cin Weib vernichtet nur ſ{<wer Liebesbriefe und vertieft ſi gern in geſchriebene Schwüre, wenn die lebendigen ab= ſterben. Das iſt Frauenart. Jhre Seele läßt keinen Liebeslaut entweichen, nie, darum flingt ſo oft und immer wieder in ihnen nac, was der Mann längſt vergaß.“

3rma’s blaue Augen ruhten voller Theilnahme und Spannung auf ihm. „Sie ſind noch jung genug, wollen Sie ſagen, um das Vorrecht der Jugendthorheit beanſpruchen zu können. Sie ſchämen ſi< no< niht, Schmerzen einzugeſtehen, die ih gern lindern möchte, wenn es in meiner Macht ſtände. Haben Sie Dank für Jhr Vertrauen, es