Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

136 Das Herzblältchen.

dedtes Thal vor den Augen des Beſchauers aus, von hohen, mit ſchwarzen Tannen beſeßten Bergen eingefaßt.

Leberecht Müller Hieß der Glückliche, welcher ſich des Beſibers der kleinen Villa rühmen durfte, und er hatte ſich dieſes Borzugs durch ein langes, mit Mühe und Arbeit belaſtetes Leben wohl würdig gemacht. Früher war er Tiſchlermeiſter geweſen und hatte in einer Seitengaſſe des Badeortes unten im Thal ſeine Werkſtatt gehabt. Noch früher Hatte es eine Zeit gegeben, da war ex mit dem ſeder= leichten Ränzel auf dem Budel und dem derben Knotenſto> in der Hand als arbeitſuchender Handwerksburſ{< in die Stadt gewandert und hatte dieſe nah altem Rechte weidlich abgefochten.

Bei dieſer Gelegenheit war er auh zu einem waeren Meiſter gekommen, der kopfſchüttelnd das junge Blut be= trachtet hatte, welches arbeitëlos herumzog und ſich küm= merli< mit Bettelpfennigen durchbringen mußte. Das gefällt mix niht, Geſell, daß Du herumziehſt wie ein echter Stromer, “ hatte er bedächtig zu Leberecht Müller geſprochen. „Abex wenn Du Arbeit ſuchſt, dann kannſt Du Unterſtand bekommen bei mix, denn ih fann geradé ein paar fleißige Hände wohl brauchen.“

Der Lebere<ht Müller hatte ſi<h das nicht zweimal ſagen laſſen, ſondern hatte ſein Nänzel abgelegt und war bei dem tva>eren Meiſter geblieben. Dazumal hatte ex frei= lih no< ni<t geahnt, daß es cine Stellung für das ganze Leben ſein ſollte, welche der Alte ihm angeboten, aber es ivar in Wahrheit do< ſo gekommen. Dex Meiſter hatte den anſtelligen Geſellen bald liebgewonnen, und diefer war

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