Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

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eingetheilt in eiue naſſe und tro>ene, von welchen die [eßtere die am meiſten gefürchtete iſt. Ein Dußend Naſiermeſſer wiegen, wenn ſie vom Meſſerſchmied kommen, zwei Pfund vier Unzen, verlieren aber dur< das Troenſchleifen ſünf Unzen, während gleichzeitig der ſiebenzöllige Schleif= ſtein einen Zoll von ſeinem Durchmeſſer einbüßt. Jene fünf Unzen Stahl vermiſchen ſi<h mit dem Abfall des Schleifſteins zu einem überaus feinen Staub, welchen der Arbeiler wohl oder übel einathmen muß. Das Duxchſchnittsalter eines ſolchen Trockenſchleifers kommt auf höch= ſlens 29 Jahre. So nux leuchtet es ein, wenn einſt einex derſelben zu ſeinem Arzte ſagen konnte: „Jch komme mix vor wie ein ſteinalter Mann; denn Sie wiſſen, Doktor, daß ih den nächſten Monat 33 Jahre werde, und mithin nicht mehx lange zu leben habe.“

Auch das Augenlicht leidet unter dieſem mörderiſchen Gewerbe. Man trägt daher Brillen aus Fenſterglas, um die Funken aufzufangen, welche nichts ſind, als kleine Stahlatome im höchſten Grad der Gluthhiße. Wie noth= wendig dies iſt, ergibt ſich daraus, daß nach einiger Zeit die Brille mit ſolchem Stahlſtaub vollſtändig überſäet iſt. Dafür dringt ex ungehindert in die Lunge, um daſelbſt ſeine verheerende Wixkung anzurichten. Man nennt die Krankheit, an welcher dieſe Leute ſterben, die Schleifer= fäule. Bei der Sektion ſieht die Lunge ſo ſchwarz aus, als ſei ſie in Tinte getaucht worden. Dieſes Trocken= ſ<leifen wird zumeiſt angewendet, um den Scheexen und Naſiermeſſern ihren runden Rücken zu geben. Würde die Mode dies nicht verlangen, ſo wäre auc dieſem mörderiſchen

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