Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

230 Allerlei Julereſſantes aus deulſhen Archiven,

häufig ein ſogenanntes Gegenſigill, d. h. eine zweite kleinere Prägung auf der Rückſeite. Mitunter vertreten meh-= vexe in beſtimmter Form eingeſeßte Fingereindrücke das Gegenſigill.

Im ſrühen Mittelalter waren die Sigille höchſt einſach, ſowohl was die Wappenprägung als Umſchrift anbelangt. Später wurden ſie immer reicher und auch die Umſchriften länger.

Die deutſchen Kaiſer führten in der exſten Zeit nach Kaxl dem Großen ihr Bruſtbild im Sigill. Heinrich IT. gebrauchte zuerſt ein Sigill, das ihn in voller Figur auf dem Throne ſißend darſtellte, und dieſe Form blieb lange Zeit in Anwendung.

Bei der goldenen Bulle Karl's IV. zeigt das Sigill den Kaiſer ſißend im Ornat; rechts und links vom Thronſeſſel ſieht man je ein Wappenſchild, das eine mit einem einfachen Adlev, das andere mit einem aufrecht ſtehenden Löwen. Die ſpäteren Kaiſer (ſo Karl V. und ſeine Nachfolger) führen niht ihr Bildniß, ſondern den Doppeladler in: Sigill.

Das bleierne Sigill der päpſtlichen Bullen trägt auf der Vorderſeite die Häupter des h. Petrus und des h. Paulus nebſt den Buchſtaben

SPSS (Sanctus Paulus, Sanctus Petrus). Auf der Nüfſeite iſt der Name des Papſtes zu leſen. Die Breven ſind mit dem ſogenannten Fiſcherring geſiegelt, deſſen Gepräge den h. Petrus in ſeinem Kahn als Fiſcher darſtellt und als Umſchrift den Namen des Papſtes trägt.

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