Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Mannigfaltiges.

Der beſtrafte Trompeter. — Die Chronik der Stadt Naumburg a. d. Saale erzählt eine heitere Epiſode aus dem dreißigjährigen Krieg, die ſich in ihren Mauern abgeſpielt haben ſoll, Mit einer Abtheilung Karabiniers, die ſich in dem Städtchen einquartierte, war auch ein fe>er Trompeter angetommen, der den längeren Aufenthalt ſeiner Truppe dazu benüßte, ſih unter den Mädchen von Naumburg nach einem Liebchen umzuſchauen. Und ex hatte Glick; das einzige Töchterlein des Stadtthurmwächters, als eines der ſchönſten Mädchen weit und breit befannt, ſchenkte ihm ihr Herz. Trobdem der Thürmer, der von der Werbung des Trompeters niht wiſſen wollte, allabendlich, wenn er nah der Schenke ging, den Eingang zum Thurm feſt verſhloß und den Schlüſſel mit ſi< nahm, hatte die erfinderiſche Tochter in dem ‘großen maſſiven Korb, mit dem Lebensmittel , Heizmaterialien u. \. w. nah dem Thürmerſtübchen hinaufgezogen wurden, ein Mittel gefunden, den Geliebten während der Abweſenheit des Vaters zu ſich hinauf zu bringen. Das ging nun ſo jeden Abend, bis endlich der Lag anrüte, an welchem die Karabiniers ihr Quartier verlaſſen ſollten. Gerade zwei Abende vorher wollte es der Zufall, daß dex Alte, etwas früher wie ſonſt heimfehrend, juſt Zeuge wurde, wie der Trompeter in dem Korbe herabgelaſſen wurde. Ex ließ den Soldaten unbehelligt laufen, aber beſchloß, nachdem er daheim ſein ungehorſames Töchterchen gebührend abgetanzelt, den unerwünſchten Liebhaber nah ſeiner Weiſe zu ſtrafen. Der nächſte Abend wax der beſtimmte Abſchiedsabend. Der Trompeter eilte, zärtlicher als je, zu ſeinem Liebchen. Der