Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

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60 Der Talisman des Weibes.

„I< —“ Uecbex das geiſtvolle, bleiche, etwas ver= lebte Antliß des Präſidenten zog eine leiſe Verlegenheit. „Nun, ih ſtattete der Primadonna ſoeben ſelbſt einen Beſuch ab. Der Graf kam dazu. Garda Menari þro=flamixte ihn als ihren zukünftigen Gemahl und —“

„Und er?“ rief Frau v. Paſſevini, ihm wieder näher tretend. „Und er?“

„Er? Dex Graf, meinen Sie? Nun, er,“ der Prä= ſident machte eine unbeſchreiblich beredte Pauſe, „er ſchien die Sache nicht ganz ſo ernſt genommen zu haben, als “unſer bezaubernder Fidelio von geſtern !“

Die Baronin wollte ſchnell etwas exwiedern, aber die lezte Wendung machte ſie bedenklih. Dex Eintritt des Dieners, welcher die Morgenviſite des Hausarztes anzu= melden fam, ſeßte der Unterredung ohnehin ein Ende.

„Auf Wiederſehen!“ ſagte die Legationsräthin no< immer etwas verſtimmt. „Nach der Oper!“

Dex Präſident küßte reſpektvoll die runde, weiche Hand, welche ihm niht ohne Zaudern überlaſſen wurde. und entfernte ſich.

Auf der Straße begegnete ihm Dreyſing, welcher ihn wiedererkannte und verbindlich grüßte.

„Herr Juſtizrath, auf ein Wort!“ rief der Präſident, ſeinem Kutſcher ein Zeichen gebend, im Schritt zu fahren. „Es wird Sie als Freund des Grafen Freiberg intereſſiren !“

„Sh ſtehe zu Dienſten.“

„Der Graf iſt mit Garda Menari verlobt. Die ganze Reſidenz wird binnen einer Stunde nux von dieſem Weih=z nacht8märchen ſprechen.“