Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig, -61

„Wieſo Märchen?“ fragte Dreyſing unangenehm be= rührt von dem Lächeln, welches die Lippen des Sprechen= den umſpielte. „Dieſe Thatſache iſt mir ſeit heute Mor= gen, oder wenn Sie wollen, ſeit geſtern Abend ſchon be= fannt.“ Er ſann flüchtig nach, dann ſprach ex zum gren=zenloſen Erſtaunen des Präſidenten lebhaft weitex: „Wenn Jema, wollte ſagen Garda Menari, auf meine Erfahrung etwas mehr Gewicht legte, würde ſie dieſen Bund weniger voreilig geſchloſſen haben. Die kleine Frau iſt aber leider das Prototyp des Eigenwillens3.“

„Frau? Voreilig? Eigenwille? Jh verſtehe in der That niht! Aber Sie ſpannen meine Erwartung auf das Höchſte,“ flüſterte Herr y. Exleben haſtig.

Der Juſtizrath blieb ſtehen, indem ex ſein Gegenüber dux< das Pinceznez fixirte. „Wenn die Reſidenz, wie Sie ſagen, Herr Präſident, ſo viel Antheil an jenem Bündniß nimmt, ſo möchte ih nux hinzugefügt wiſſen, daß Garda Menari dem Schoße einer ſehx achtbaren Familie entwachſen iſt und ohne ihren genialen Troß noch heute die angebetete Gattin eines der ehrenwertheſten Männer heißen würde. Vatexrſtelle vertrete ih an ihr. Guten Morgen, Herr Präſident !“

„Gleichfalls, Herr Juſtizrath! Das war ſeltſam!“ Herr v. Cxleben gab ſeinem Kutſcher einen Wink, und binnen einer Minute war ſein Coupé im Straßengewühl verſ<wunden. — — —

Wenn jemals ein Mann unter dem peinigenden Zwie=ſpalt des Wollens und Dürfens litt, ſo war dies Botho Freiberg. Ein Dualismus der allerſhlimmſten Art, der