Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
206 Ein Schulreftox aus der guten alten Zeit.
Das wahre Gegenbild ſeincs Stubengenoſſen war Fabian Teichmann. War Jener eine kleine unterſeßte Geſtalt mit diem runden Kopfe, ſo war Fabian dagegen eine impþo= nirende, ſtattliche Erſcheinung; dazu war er einer der beſten Tänzer und Fechter, und es geſchah ſelten, daß er bei Lanz und Rauferei fehlte, dagegen würde man ihn vergeblich im Colleg geſucht haben, dort war ex immer einer von denen, die hinter der bekannten Säule geſeſſen haben wollten, und daher vor den Augen des Herrn Profeſſors verborgen ge= blieben waren. Auch ein offenes Herz hatte er, namentli< für hübſche Mädchen, und alle Augenbli>e fand ihn ſein ernſter Freund bei der Abfaſſung von Liebesgedichten und was dergleichen Allotria für einen jungen Studenten mehr
“ſind. Endlich aber wurde der Flatterhans ernſtlich ge= feſſelt; ex verliebte ſich nämlich bis über die Ohren in ſein ſ<hwarzäugiges Wirthstöchterchen, des Schuſters Ein= zige. Zu verwundern war es nun eben nicht, daß Fabian Teichmann bei dem Alten nicht gerade Gegenliebe fand, dazu kannte dieſer unſeres Freundes lo>ere Streiche zu genau, aber wohl war es überraſchend, daß der flotte Student, der als unwiderſtehlich galt, dem jungen Mäd= <en ebenfalls nicht gefiel, und diefes ſich bald darauf mit einem jungen wohlhabenden Handwerksmeiſter verlobte.
Das war ein harter Schlag für die Eitelkeit Fabian's; er ließ den Kopf hängen, ging nicht zu Tanz und Raus= fereien, ja er beſuchte ſogar hin und wieder bei dem alten Profeſſor für griechiſche Sprahe, Reichard Crocus, das Colleg, und Valentin Friedland hoſfſte Alles für die Beſſerung ſeines Freundes, den er wegen ſeiner Gutmüthig=