Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

26 Der -Talisman des Weibes.

Ex nahm thre Rechte und legte ſie über ſeine Augen. „Du ſegneſt und verdammſt zugleich! Jh habe kein Recht, Dix Glauben abzufordern, aber wenn no< eine Erinne= rung jener ſüßen, heiligen Zeit unſerer jungen Liebe in Dix wach geblieben iſt, Gaëtannina, ſo gedenke deſſen, iwwährend ich jeßt Dix beichten will |“

„Steh? auf!“ unterbrach ſie thn mit weicher Stimme, deren Klang der Graf ſo oft mit Entzü>ken vernommen. „Steh? auf ! Laß mi< Dix in's Auge ſehen — es ſpricht Tſauterer als alle Shwüre der Welt.“

„O, Gaëtannina,“ ſagte er, ohne ſi< zu erheben, „er= ſpare es mix, vox Dix zu exröthen, denn au< nicht dev Schatten eines Vorwuxfs darf auf das Weib fallen, welz chem gegenüber ich mich zu einer verderblichen Vorſehung aufwarf! Was ich im Jugendübermuth begann, hielt mich ſpäter mit ehernen Klammern gefeſſelt; wir wären Beide daran zu Grunde gegangen, Jrmengard und ih, denn alle Schuld rächt ſich auf Erden !“

Mit ſchlichten Worten, den ſchärſſten Ausdru> für ſich ſelber findend, dagegen Hans Meiſchi>'s einſtige Gattin nux dur<h die Ereigniſſe charakteriſirend, entrollte ex der ſtaunenden Marcheſa das Bild von Garda Menari's Vex= gangenheit. Ohne irgend welche Beſchönigung ließ ex Gaëtannina tief hineinſchauen in die vernunftloſe Er= regung jenes erſten Wiederſehens mit Jrmengard, in die ſchnell eintretende Ernüchterung, und ging alsdann haſtig zu dem Augenblicke über, wo ex heute Mittag, Todesſehn= ſucht im Herzen, in ſeine Wohnung zurü>geeilt war.

„Die Außenwelt exiſtixte nicht mehr für mich, deshalb