Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

32 Der Talisman des Weibes,

“ ihre Zurechnungsfähigkeit ſebte. Sie eilte deshalb der verwirrten Dame entgegen und reichte ihr dankend beide Hände.

Mir geht es ſo gut, wie ich es ſeit drei Jahren nicht mehr empfunden habe. Der heutige Schre> hakt meine Lebensfräfte für alle Zeiten und Vorkommniſſe geſtählt. Meine Familie wird aufhören, mic zu fliehen, und wie ih ſelber Theilnahme hegen will, wird man ſie auch mix nicht verſagen können. J< ſegne den Tag, meine theure Tante, da ih Jhr Haus betrat.“

Frau v. Paſſevini, obwohl keines dieſer ausdru>8-= vollen Worte verſtehend, ni>te denno<h höchſt befriedigt. „Das zu hören, freut mich von Herzen, Herr v. Paſſevini iſt ein Mann, der ſtets Recht zu behalten pflegt, ex fagte —“ Sie fürchtete zu viel zu verrathen, deshalb griff ſie abz lenfend nah ihrem allezeit bereiten Hilfsmittel, dem Fächer. „Meine Theure, Sie probiren eine neue Robe an, wie ih ſehe — voſa iſt Jhre Farbe. Ah, das evinnext mich an den langweiligen Rout bei dex Gräfin Eberſtein! Erlauben Sie, daß ih Jhnen jebt bereits die beſte Nachtruhe wünſche und dann an meine eigene Toilette denke — Laura wird ſchon ungeduldig warten. Meine ſiebe Gaëtannina, der Himmel gebe Jhnen Schlaf!“ Sie wollte die Marcheſa auf die Wange küſſen, aber dieſe ſchüttelte lächelnd das Haupt.

„Nicht doc, meine theuxe Tante, es iſ mein Wunſch, Sie zu dieſem Rout zu begleiten. Jun einer Stunde werde ih mi< Jhnen unten anſchließen.“

Die runden Augen der Legationsräthin dffneten ſich