Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Georg Hartwig. 31

Arno, und die leuchtenden Augen, welche vor Kurzem tto< entſagungsſhwer gen Himmel geſchaut, ſtrahlten jezt - in unumwölktem Glanze zu ihm empor.

Noch ſlüſterten Beide, aber bald erſtarb auch dieſer ſete Laut. Wortlos hielten ſie einander umfangen, Bruſt an Bruſt, Lippe an Lippe.

Die rothe Gluth im Kamin war längſt verglommen, nux die Ampel ergoß no< thx träumeriſches Flimmern übex ein weltentrüdtes, glüdſihes Paar — — — — —

Niemals hatte Frau v. Paſſevini eine ſo ſchre>hafte Veberraſhung empfunden, als bei dem Krankenbeſuch, welchen ſie ihrer Nichte im Verlauf des Abends theil= nehmend abſtattete. Die Scheu vor der Marcheſa hinderte ſie auh jet no<, in ihren gewohnten fließenden Kon= verſationston zu fallen, und mühſam hatte ſie ſih einige ſteife, ni<htsſagende Troſtgründe auf die leichtbewegliche Zunge gezwungen, aber die Metamorphoſe im Aeußeren der Patientin verdarb ihr den erhoſſten Effekt leider ganz und gar.

Gaëtannina lächelnd, roſig, vor dem Spiegel ihre wundervollen Flechten ordnend, alle Fenſtervorhänge zu= rüd>geſchlagen, die Kerzen hell flaœernd — es wax zu viel für die Legationsräthin.

„BSaëtannina, meine Lheuxe, i< fam, Sie füx die Nacht zu — Sie fiebern do< nicht, meine Liebe? Was haben Sie denn vor? J<h ſehe Blumen! Fhre Wangen glühen!“

Die ſchüchterne, ſto>ende Sprechweiſe verrieth Gaëtan= nina deutli, daß Frau vy. Paſſevini ſtarke Zweifel in