Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

34 Der Talisman des Weibes,

Herx v. Cxleben beeilte ſich, dieſer philoſophiſchen Aufz faſſung der Dinge ſeine tiefſte Bewunderung zu zollen, indem ex zugleih ein Geſeß aufſtellte, nah: welchem keine Künſtlerin von Gottes Gnaden überhaupt das Recht habe, ‘einen Einzelnen aus der Geſammtmenge ihrer Anbeter zu begünſtigen. Frei wie das Himmelslicht und ungetheilt ſollten Talent und Gunſt die Herzen Aller exqui>en.

„Das iſt mein Entſchluß!“ ſagte Jrmengard. „Nux nicht dieſen Undankbaren gegenüber !“

„Was nennen Sie undankbar?“ fragte Herr v. Ex= leben, ſein bleiches, geiſtvolles Geſicht ſhmeichelnd zu ihr herabbeugend. „Die Aermſten glaubten einen Makel an ihrer Göttin entde>t zu haben und vergaßen darüber, daß die Liebe dex Göttinnen den Sterblichen von jeher Leben und Verſtand geraubt, weil ſie ein Uebermaß des Glückes ſpenden, dem wir erliegen müſſen.“

Sie zwang ſich ein ſchelmiſches Lächeln ab. „Daß die Theorie doh niemals die Praxis de>t! Herr v. Cxleben plaidirt dafür daß die Gaben des Genies Allen ohne Bevorzugung gehören ſollen, und bemüht ſih nebenbei, meine Aufmerkſamkeit ausſ{<ließli< auf ſeine Perſon zu richten.“ Cinen Moment ſchaute ſie unſchlüſſig vor ſi nieder, dann glitten ihre Augen blißend und gebieteriſch im Kreiſe der Herren umher. „Sie haben ein Recht, die Wahrheit zu exfahren, weshalb Botho Freiberg den Tod ſuchte. Treten Sie näher! Dex Graf,“ ſie preßte ihre Hand in neu exwachendem Zorn auf den Arm des Prä= ſidenten, „iſt —“

„Guten Abend! Jch bitte um Verzeihung, wenn ih