Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

n

48 j Dex Talisman des Weibes.

nahe verunglüd>t. Ex bemerkte nämlich plößlih Meiſchi>'s Gegenwart und ſtarrte in deſſen Geficht wie auf ein ihm erſcheinendes Geſpenſt mit unverhohlenem Entſeßen.

Hexrrx v. Cxleben fragte leichthin, ob die beiden Herren mit einander bekannt ſeien, ohne indeſſen eine Antwort abzuwarten, denn ſoeben erſchien ſtrahlend in Juwelen= pracht und koſtbarſtem Spißenſchmu> die Fürſtin Natalie Meſlnikoff in Begleitung ihrer ſilberloÆigen Großmutter. Shr Erſcheinen erregte in der That ein minutenlanges Aufſehen. Sie drüd>te der beglü>ten Legationsräthin zürtz lich die Hand, wobei ihre graubraunen Augen aber ſhon über die Häupter der Nächſtſtehenden prüfend hinwegglitten. Dort die zarte, ſchlanke Mädchengeſtalt in dem leuchtenden weißen Gewande mit den ſ{hwankenden Waſſerlilien auf Haupt und Bruſt konnte niemand Anderes ſein, als die verhaßte Florentinerin, neben ihr ſtand der Prinz und frißelte ſoeben ſeinen Namen auf die“ gleihmüthig hingereichte Lanzkarte.

Hans Meiſchi> und Dreyſing, von einer neuen Fluth= welle auf ein einſames Pläßchen neben den Roſenhain der Liebesgöttin verſchlagen, ſtanden einander, beſtürmt von widerſtrebenden Empfindungen, gegenüber. Meiſchi>, viel zu ſtolz, irgend welches Mißbehagen einzugeſtehen, bot dem Juſtizrath kühl die Hand, indem ex ihn in der RNe=ſidenz willkommen hieß.

„Was führtdenn Sie in dieſes babyloniſche Gedränge ?“ fragte Dreyſing dagegen etivas haſtig. „Man kann kaum annehmen, daß Sie eines ſo zweifelhaften Genuſſes halber irgend welche Reiſeunbequemlichkeiten in den Kauf nahmen ?“

=