Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Georg Hartwig. : 87

Ex richtete ſih auf. Das Wort berührte ſeine Nerven wie ein elektriſcher Funke. „Gieb ihn mir. J< hatte jezt nux Gedanken für Margarethe.“

„Tante Käthe,“ flüſterte die junge Mutter, „laß mi< ihn Hans überreichen. Ex ſoll ihn zuerſt aus meiner Hand empfangen !“

Die Stiftsdame nahm den ſ{hlummernden Kleinen aus der Wiege, küßte ſeine geballten Händchen und überreichte ihn der ſtolzbli>enden Mutter. Margarethe beugte ſich ſchnell, aber mit heißer Zärtlichkeit über ſeine geſ{hloſſenen Augen, bevor ſie ihn ihrem harrenden Gatten in die Arme legte.

„Hier, Hans, iſt unſer Kind!“ Nicht mehr ſagte ſie, aber in dieſen wenigen Worten lag eine Welt von ſeliger Gemeinſchaft, Glü> und Freudigfkeit.

Ex nahm das Kind ſchweigend, aber in dem Moment, wo Meiſchi> ſeinen Sohn an ſi< drüte, öffnete ſich ſein Vaterherz zu einer unermeßlichen Gefühlsweite. Alles ging - darin unter. Ex vergaß über dieſem ſchuldloſen fleinen Schläfer, was ſeine Bruſt bis zum Zerſpringen gequält und mit tiefer Reue erfüllt. Jn ihm fah ev den Grundſtein eines zukünftigen, gewiſſensfreien Daz ſeins, in ihm die Bürgſchaft unausbleiblicher Freuden, den Mittelpunkt aller gemeinſchafſtlichen Jntereſſen, die unbewußte Macht, welche mit heiliger Einfalt Worte und Gedanken in der Bahn des Rechts und der Pflicht feſthält.

So wax es nicht allein Vaterliebe, ſondern ein Gefühl wärmſtex Exkenntlichkeit, mit welchem Meiſchi> auf ſeinen