Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

88 Der Talisman des Weibes.

Sohn niederbli>te, auf dieſes zarte Weſen, das ihn mit engſten Banden an ſich gefeſſelt hielt.

„Wem ſieht er ähnlih?“ fragte Tante Käthe, als er ihr den Kleinen zurü>gab.

„J<h ſah nicht darnach, “ erwiederte ex ruhig.

„Und das ſieht Dix wieder ähnlich,“ ſcherzte fie, an Margarethens Lager tretend. „Jebßt aber muß ih Dich bitten, uns allein zu laſſen. Grethen muß durchaus zu ſchlafen verſuchen !“

Die junge Frau hielt ihres Gatten Hand no<h immer feſt umſpannt. „Warum ſoll ex niht bei mir blei= ben?“ fragte ſie leiſe, obwohl die Bläſſe ihrer Züge immer auffallender hervortrat in dem Zwielicht des Nacht=z \ämpchens.

„Weil Du angegriffen biſt, Kind. Sei verſtändig und laß Hans gehen.“

Meiſchi> exhob ſih ſchon. „Der Morgen iſt bald da, dann ſehen wir uns wieder,“ flüſterte er ihr beruhigend in's Ohr. „Wir können jeht nux den einen Wunſch hegen, Dich bald friſ<h und geſund zu ſehen.“

Sie drückte ſeine Hand an ihre Lippen. „So geh"!“

„Schlaf wohl, meine gute, liebe Margarethe!“ — — —

Dieſelben Sonnenſtrahlen, welche Jrmengard nicht mehr zu ſehen vermochte, glitten gedämpft in Margarethens ſtilles Heiligthum und lösten den Bann, welchen Tante Käthe um ihre beiden theuren Pfleglinge gezogen. Der Kleine gedieh zur Freude Aller. Seine großen, dunklen Augen, das Exbtheil ſeiner Mutter, blinzelten mit bez haglicher Zufriedenheit in dem Raum umher, wo ex ſein