Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Noman von Georg Hartwig. 93

biſt, danke ih Dir noh wärmer für das, was Du ihr im Tode bliebſt.“

„Willſt Du meiner ſpotten?“ fragte er finſter.

„Jch ſage nux das Eine,“ wiederholte ſie mit Nahdru>, „i< habe mi<h ni<t in Dix getäuſcht. I< ſehe, wir verſtehen uns.“

Ex fühlte ihren befräftigenden Händedru> mit trauriger Befriedigung. „Warum,“ ſagte er endlich herbe, „warum mußte dies ſein 2“

„Frage, warum der Tod alljährlich ſo viele hoffnungs= reiche Mütter dem Kreiſe ihrer Liebe, ihrer Pflicht entz reißt, frage, warum der Mehlthau über Nacht auf fröh= lich ſprießende Pflanzen fällt, frage, warum es überhaupt Noth und Ungemach auf der Welt gibt. Wix müſſen uns mit dex Annahme tröſten, daß es keinem Menſchen verz gönnt iſt, ſein Daſein aus eigener Kraft auh nur um eine Spanne Zeit zu kürzen oder zu verlängern.“

„Wohl,“ erwiederte er in Margarethens ſtilles Antlib ſhauend. „Und denno<h! Wäre ſie nicht die Meine ge= worden, no<h heute könnteſt Du Deine Freude an ihr ſ<hauen. Wir ſchmieden uns unſer Schikſal ſelbſt, wir Leben uns ſelbſt, wir ſterben uns ſelbſt.“

Und ſie ſtarb im Vollgenuſſe des Glückes. Wie Wenige dürfen ſich eines gleichen Endes rühmen!“

„Dieſe Worte werden in mix fortdauern ,“ erwiederte Meiſchi>, Tante Käthens Rechte mit feſtem Dru> in die ſeine ziehend. „J<h habe nur den einen Wunſch, daß es mix bald vergönnt ſei, an der Seite dieſer theuren Todten Frieden und Ruhe für immer zu finden.“