Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

192 Ein Beſuch beim König von Birma.

von demſelben Sammet mit na<h hinten gebogener Spiße ; der Hofſitte gemäß waren dieſe Mitren ſtets ſo eng, daß ſie nux mit Hilfe eines elfenbeinernen Geräthes, einem Schuhhorn ganz ähnlich, aufgezwängt werden konnten : dieſes Horn wird daher bei Feierlichkeiten ſtets in der Hand getragen. Das offizielle Staatskoſtüm erlangt ſeine Vervollſtändigung dux< ein trompetenförmiges goldenes Hörrohr und dur den Tſalweh, ein aus drei, ſe<s, neun und au< zwölf Schnüren beſtehendes Adel8abzeichen, wel= hes über die Bruſt herabhängt.

‘Die Geſchenke der Königin von England, welche der Geſandte zu überbringen hatte, waren bereits vorausgeſandt worden und warteten nun, jenſeit der langen Brücke über den genannten See und bewacht von einer Esforte britiſch= indiſcher Kavallerie, auf das Herankommen der Prozeſſion.

Auf dem breiten Spiegel des Thungzah-mah wimmelte eine unabſehbavre Flotte von buntbeflaggten und gold=z glißernden Fahrzeugen; eine prächtige birmaniſche Kriegs= baxrke, der die Boote des engliſchen Dampfers „Zenobia“ ſich anſchloſſen, führte den Geſandten über den See; die Wuns und die übrigen Großen nahmen in demſelben Fahrzeug Plab, welches ſodann unter dem wilden, mono=tonen Geſang der fünfzig birmaniſhen Ruderleute dem jenſeitigen Ufer zuſteuerte.

Das bunte , märchenhafte, tauſendfältig bewegle Bild fand im Hintergrunde ſeinen Abſchluß dur< den Ananda= Tempel, deſſen weißer Thurm ho<h über die Wipfel der Palmen und Baumwollenbäume des Tempelparks empor= ragte, ſcharf ſich abhebend von den violetten Höhenzügen