Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
202 Ein Beſuch beim König von Virma.
halbes Dußend ſeiner Söhne in demüthiger Stellung mit dem Kinn auf dem Fußboden. Vom Vorzimmer her erz fang eine leiſe Muſik von Saiteninſtrumenten, augeführt von jungen Mädchen in koſtbaren Hofgewändern. Einige dex vornehmſten Wuns hatten den Geſandten bis in das Gemach geleitet und dann, an der Thüre niederkauernd, Plab genommen.
Nach der formellen Begrüßung erhob Seine Majeſtät die Hand und die Muſik verſtummte. Mit leuiſeligen Worten machte der Monarch ſeinen Gaſt ſodann auf einige fünſtlih nachgeahmte Lotosblumen aufmerkſam, die in ſeiner Nähe ſtanden; während er noh ſprach, öffneten ſich die Knospen und aus jeder flog ein kleiner Vogel heraus, cine Spielerei, die keinem mehr Spaß machte, als dem König ſelber.
: Darauf wendete ſich die Unterhaltung einem Vertrage zu, den der Geſandte gern abgeſchloſſen hätte. Der König aber wih jeder beſtimmten Aeußerung aus und erwies ſich als ein Meiſter in allerlei Winkelzügen; denn die Bix= manen haſſen alle Verträge mit den Europäern, wahr= ſcheinlih, weil ſie doh von vornherein ſicher ſind, dabei itbervortheilt zu werden. Nach wenigen Minuten hatte Mendun-Men das Geſpräch auf ſeine Rubinen-Bergwerke gebracht und den Wunſch auêgeſprochen, einen europüiſcheit Fachmann für die Leitung derſelben zu gewinnen. Dann, ohne die Antwort abzuwarten, begann er von dem Bau des menſ<hli<hen Körpers zu ſprechen und bat den Major, ihm doch ein aus Holz geſchnißtes Skelett zu verſchaffen, an welhem man ſehen könne, wie die Gelenke beim Nieder-