Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Von Friedrich Meiſter. 201

Damit hatte die Audienz ihr Ende erreicht. Der Ge= ſandie und ſeine Begleiter erhielten einige Geſchenke, wie Ringe, goldene Becher und dergleichen, und dann ſtand dex König mit Hilfe der Königin vom Polſter auf und ſtieg, auf ſeinen Dhar geſtüßt, langſam die Treppe wieder hinab. Die Muſik fiel ein, die Gitterthüren ſ{<loſſen ſi<h und ein „Wun“ verkündete der Geſandtſchaft, daß ſie nah Hauſe gehen möge. —

Am 21. deſſelben Monats ſtattete Major Phayre dem König auf beſonderen Wunſch deſſelben einen Privatbeſuch ab. Dex Empfang wax ganz vertraulih. Als der Ge= ſandte ſih dem Palaſte näherte, fand er ſämmtliche Per= ſonen des Hofſtaates unter einer vor demſelben errichteten proviſoriſchen Halle verſammelt, woſelbſt man ſi<h an Spiel und Tanz ergößte. Der König lag auf einem Sopha, welches man auf einem erhöhten Podium auf= geſtellt hatte. Rings um die Halle kauerten militäriſche Poſten, die Flinte zwiſchen den Beinen, angethan mit rothen Jaen und rothen Helmen von Papiermaché. Als der König den Geſandten gewahr wurde, zog ex ſi< in den Palaſt zurü> und ließ ihm ſagen, daß er ihn in ſeinem Privatgemah zu ſprechen wünſche. Der Major ſand hier den Herrſcher wiederum auf einem Divan, aber ohne jegliches Abzeichen ſeiner Würde. Mendun-Men trug die gewöhnliche Landestracht: eine eng anliegende weiße Baumwollenja>e und dazu den „Putſo“, ein um die Hüften geſ<lungenes buntes Seidentuch, welches bis auf die Füße herabfällt. Cine Stirnbinde von weißem Muslin vervoll= ſtändigte dieſe Kleidung. Zu ſeiner Linken kguerte ein