Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Mannigfaltigés. E 249

zu nennen. Als dies vorüber war, banden die Henker ſeine Arme und Beine los. Dieſe wurden jebt an Stricke gebunden, an welche vier ausgeſuht ſtarte Pferde geſpannt waren. Dex Miſſethäter küßte oft das Kruzifix, die ausgeſtandene Marter mußte ihn ſehr entfräſtet haben. Plöblich ſ{<lugen die Knechte auf die Pferde los, dieſe zogen innerhalb ſe<s Minuten achtmal, blieben dann aber jedesmal ſtehen, ohne daß ſie die Gliedmaßen hätten trennen tfönnen. Der Verbrecher war no<h immer voll Leben, er redete fortwährend mit ſeinem Beichtvater, welcher ſich wieder näherte, wenn die Pferde niht mehr zogen. Er richtete den Kopf noh einmal auf, um das Kruzifix zu küſſen und ſuchte die Arme zu Hilſe zu nehmen, die aber keine Kraft mehr hatten, es zu faſſen. Man wechſelte die Pferde, man ſpannte zwei an jedes Bein, aber alle Mühe war fruchtlos. Nachdem ſie zehn Minuten gezogen hatten, mußte man von Neuem anfangen. Man wiederholte den Verſuch dreimal, aber immer ohne Erfolg. Jett zerſchnitt man dem Unglücklichen die Sehnen an den Schenfeln und Schultern, und da gelang es denn endlich, ihm die Glieder auszureißen. Die ganze Hinrichtung hatte bis. jebt drei Viertelſtunden in Anſpruch genommen. Damiens lebte no< immer. Nun wurde ein Haufen Holz angezündet, auf den man ſeine Glieder warf, um ſie zu verbrennen. Als der Henker den Rumpf von dem Gerüſte aufhob, um ihn ebenfalls in's Feuer zu werfen, ſah man die Augen des Gerichteten no< offen und/ fürchterlich rollen.

Schwerlich läßt ſich eine ſchauderhaſtere Scene denken, und denno<h waren viele Perſonen, darunter Frauen und Mädchen aus allen Ständen, von Anfang bis zu Ende Zuſchauer des ſhre>lihen Schauſpiels, und Tauſende ſchienen ſi< an einem Anbli> zu weiden, der jedes menſchliche Herz hätte erweichen müſſen. Die Familie des Verbrechers" wurde aus Frankreich verbannt und das Haus, worin ex geboren, dem Erdboden