Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

80 Dex lette Folfkunger.

JFhr wollt, das wäre ein Gnaden]toß, aber ſagt es mir in's Ankliß, daß Jhr mich verderben wollt, betrügt mich nicht — i< ſehe es Euh an, Jhr wollt mix den Dienſt nicht leiſten !“

Dex Blick des Argwohns einer Verzweifelnden iſt ſ{harf, und Cdda täuſchte fich niht, der Preis, welcher Gebhard entflammt hätte, wenn ſie ihn vox wenig Monaten geboten, hatte heute den Reiz für ihn verloren, wo ſtatt einer über= müthig ſtolzen Schönen ein abgehärmtes Weib vor ihm ſtand, das in der düſteren Leidenſchaft des Haſſes den Zaubex für ihn verloren hatte.

„Jhr thut mix einen Schimpf an, edle Jungfrau,“ verſebte er, „ih wäre ein Schurke, könnte ih Euex Vex= trauen verrathen, aber wenn Jhr, wie ih vermuthe, aus einem gerechten oder irrthümlichen Haß gegen König Albrecht “dex Dänin. Eure Hand reichen wollt, fo fann ih Euch nicht dienen, ih haſſe in Margaretha die Todfeindin der Deutſchen, der Hanſa, meiner Vaterſtadt; ih kann zum Rebellen werden gegen den Senat der Hanſa, wenn er, ver= blendet von den Shmeichelworten dieſes Weibes, gegen das eigene Fleiſh wüthet, ih weihte Euh mein Schwert, als Jhr mich aufgerufen, die Rechte des Folkunger's gegen Margaretha zu ſchüßen, aber ih wechſele nicht die Farbe und lo>te mich auh der höchſte Preis —*

„Genug!“ unterbra<h ihn Edda, deren Antliß in dex Scham der Enttäuſchung, in Bitterkeit und Zorn flammte, „Euer Nein bedarf keiner Phraſen ats Schminke.“

Die Gräfin war aufgeſprungen und wandte ſich, das Gemach zu verlaſſen, da pochte es draußen an die Pforte.